1.1 Informieren (Leitfaden)
1.2 Integrieren
(Videospezialisten für Projektierung und Datenschutz)
1.3 Installieren
(Technisch geschulter, datenschutzzertifizierter Installateur und
Service-
Techniker)
Bevor
Sie anfangen zu projektieren, fragen Sie, was die Aufgabenstellung ist oder das Problem, das gelöst werden soll und
wie viel Kosten dieses Problem
derzeit verursacht. Dann wissen Sie
auch recht schnell wie viel Geld für eine Problembeseitigung investiert werden
kann. Wenn keine konkrete Aufgabenstellung oder kein Problem (Zweck*) vorliegt,
so besteht in aller Regel auch keinen Bedarf an einer Videoanlage und laut
Daten-schutz, darf dann auch gem. § 6b BDSG und §4 BDSG keine
Videoüberwachung installiert werden. (*
Der Zweck der Videoanlage muss laut BDSG und DSGVO in einer Datenschutzdokumentation schriftlich
festgehalten werden.) Vor der Installation muss der Betreiber eine
Vorabkontrolle durchgeführt haben. (Seit 25.5.2018 zusätzlich eine
Datenschutzfolgenabschätzung) Der
„Zertifizierte Videotronic-Installateur“ beispielsweise stellt dem Betreiber alle für BDSG und DSGVO
erforderliche Unterlagen bereits mit der Auftragsbestätigung zur Verfügung. Es
ist zwingend vorgeschrieben, dass die Mitarbeiter über Art und Umfang der
Videoüberwachung informiert worden sind und deren Erklärung und Einverständnis auch
schriftlich vorliegt. (Siehe Muster) Achtung Hinweis an den Installateur:
Eine Videoüberwachungsanlage darf nicht an den Betreiber übergeben werden, wenn
kein Datenschutzbeauftragter bestellt wurde. Für Kameras deren Platzierung
nicht datenschutzkonform ist haftet der Planer oder der Installateur ebenso wie
der Betreiber der Videoanlage.
1. Überwachung : Wann
und wo
Klären
Sie ab welcher Zeitraum wichtig ist. Wenn nur nachts überwacht werden soll, kann es sinnvoller sein auf eine spezielle
nachtsichttaugliche Kamera mit Umschaltung auf schwarz/weiß (Starlight)zu
verwenden, die lichtempfindlicher eingestellt werden kann, als eine Farbkamera.
Tagüberwachung Innenbereich ( IP-54)
Tag/Nachtüberwachung
Außenbereich ( IP-66-68)
2. Kameratyp
Mit
dem Kameratyp treffen Sie eine Vorentscheidung bezüglich Preis und Folgekosten.
Bedenken Sie jedoch, dass nur eine Kamera, die exakt die genannten Bedürfnisse
erfüllt, schlussendlich der Grundstock für eine effiziente Videoüberwachung
ist. Eine richtig projektierte Videoanlage macht sich von selbst bezahlt und
sei es nur durch die Freude oder Komfort, den
der Besitzer dann hat. (Zweck der Kamera beachten) Wegen der
Hacker-Gefahr sollten Sie nicht nur
IP-Kameras verwenden. Mittlerweile gibt es die modernere
HDVCI-Videotechnik. Wenn Sie Bilder auf ihrem PC, im Netzwerk oder per
Fernüberwachung sehen wollen, können Sie
jede Videokamera über den Rekorder zum Router in ein Netzwerk (Web) bringen.
Wir empfehlen immer eine Punkt zu Punkt Videosignal-Übertragung (RG-59 oder LAN)
von jeder Kamera bis zum Digitalrekorder und gehen von dort direkt (nur per
LAN-Kabel) auf den Router. Benutzen Sie niemals vorhandene Netzwerke.
Farb-Tag/Nacht-Kamera
HDVCI Full-HD Kamera (analoge
Übertragung)
Farb-Tag/Nacht-Kamera mit LED SDI Full-HD-Kamera (digitale Übertragung)
IP Full-HD-Kamera (digitale Übertragung)
3. Modellvariante
Die
Kamera, die Sie auswählen, sollte den größtmöglichen Vorteil für Ihre
Aufgabenstellung haben. Die technischen Möglichkeiten sind bei nahezu allen
Kameras identisch, sofern diese ein OSD-Menü haben. Für fast alle
architektonischen Gegebenheiten sind Kameras vorhanden. In öffentlich
zugänglichen Verkaufsräumen wie
in
Ladengeschäften oder an Tankstellen dürfen Sie nicht mit 4 oder 8Megapixel-Kameras
bereitflächig alles überwachen, das wäre
ein Verstoß gegen das Datenschutzgesetz. Sie dürfen nur das überwachen, was
relevant für ihr Anliegen ist, bzw. für das, was Sie als Zweck in Ihrer
Datenschutzdokumentation angegeben haben. Beispiel: Nur der Tankvorgang an
Säule 4 ist relevant, nicht das danebenstehende parkende Auto bei der Säule Nr.6. Eine Kuppelkamera möglichst
mit Vandalismus sicherem Glas, sollte immer dort installiert werden, wo die
Gefahr besteht, dass Fremde (Einbrecher) an die Kamera gelangen können, um
diese zu verstellen. Verwenden Sie niemals WLAN-Kameras. WLAN-Kameras werden
mit Vorliebe gehackt und Profieinbrecher halten bevorzugt nach Häusern oder
Läden mit WLAN-Kameras Ausschau. Bei einem Einbruch oder Ladendiebstahl
verwenden die Diebe dann sogenannte „Jammer“ und schalten die WLAN-Kameras einfach
aus.
Kuppel-Kamera
LED-Kamera (mit integrierter
Beleuchtung)
Zylinder-Kamera
Minidome
Motorisierte-Zoom-Kamera
Speed-Dome (Achtung
Datenschutz)
4. Objektiv
Beim Bildausschnitt
entscheiden Sie wesentlich über die Qualität Ihrer Videoanlage, je genauer der
Bildausschnitt festgelegt wird, desto detailgetreuer sind später die Bilder.
Deshalb am besten ein motorisiertes Zoom-Objektiv verwenden. Die Qualität und
Lichtstärke des Objektiv ist ein wesentlicher Baustein einer Videoanlage.
Faktoren wie Modulationstiefe, Randschärfe, Lichtstärke tragen zum Gelingen
Ihres Vorhabens bei. An dieser Stelle zu
sparen, ist dasselbe, wie eine Brille aus Milchglas zu tragen. Sie wäre
billiger, aber nutzlos. Mit einer Full-HD Kamera können Sie allerdings bis zu
einer Bildbreite von ca. 20m jedes Gesicht und jede Autonummer erkennen
Übersichtaufnahme
Festobjektiv
Detailerkennung
Vario/Zoom-Objektiv
5. Stromversorgung
Beachten Sie, eine dezentrale
Stromversorgung ist das einfachste. POE
(Power over Ethernet) ist nur bis zu einer Länge von 80m sinnvoll. Danach wird
unverhältnismäßig viel Strom verbraucht. Systemkabel mit Video/12V können wegen
des Stromverlustes auch nur max. 200m überbrücken.
230 V
POE, Netzwerk (CAT 7 )
Systemkabel ( Video,12V, Audio)
Akku/Notstromversorgung
Wetterfeste Kabel/ Erdkabel
6. Kamerastandart
Wesentliche Kriterien einer
Kamera außer der Auflösung, (von 2 bis 8 Megapixel), sind die Licht-empfindlichkeit und Lichtwertregelung
oder auch IR-Schwenkfilter bei einer Tag/Nacht-Kamera oder OSD-Menü-Steuerung
per App. Durch die nachfolgenden technischen Merkmale ergeben sich auch große
preisliche Unterschiede. Fragen Sie sich deshalb, was Sie wirklich brauchen,
was für Sie wichtig ist. Beachten Sie bitte, dass Billigangebote aus dem
Internet auch Kostenfallen sind, weil die Qualität häufig nicht in Ordnung ist
und die Kameras ausfallen und Technikerkosten verursachen. Kameras von
renommierten Herstellern sind geprüft und halten nachweislich jahrelang über
die Garantiezeit hinaus und entsprechen zudem allen deutschen (VDE) und
europäischen Vorschriften.
Auflösung (2 oder 4Megapixel) Privatzonen
Lichtempfindlichkeit (Tag/Nacht)
OSD - Menü (Fernkonfiguration)
Gegenlicht: HLC/BLC/WDR
Tag/Nacht mit IR-Schwenkfilter
7. Beleuchtung
Die
Art der Beleuchtung, der Standort der Beleuchtung, (möglichst nah am Objekt)
der Spektralbereich der Beleuchtung sollte mit der Spektralkurve der Kamera
übereinstimmen. Die Beleuchtungsstärke (Lux) sollte gemessen werden. Eine
gleichmäßige „schwache „ Ausleuchtung ist immer besser, als helle punktuelle
Strahler. Wenn eine Infrarot-Beleuchtung erforderlich ist, sollte diese nach
Möglichkeit separat montiert werden. Kameras mit integriertem LED-Licht sind
nur in Innenräumen sinnvoll, denn sie haben die Eigenschaft, dass Sie im
Außenbereich ständig gereinigt werden müssen, weil Insekten oder Spinnen, die
durch das Licht angezogen werden, das Objektiv verschmutzen
Beleuchtung vorhanden
Infrarotbeleuchtung (LED )
Halogenstrahler erforderlich LED in
Kamera integriert
8. Montage -
Verkabelung
Die
Kabellänge, oder eventuelle induktive Störungen sprechen in aller Regel für
eine 2-Draht oder eine LWL-Video-Übertragung, damit können oft mehrere
Kilometer Video- und Steuerbefehle übertragen werden. Die modernste Art der
Videoübertragung auch bei Full-HD-Kameras ist mittlerweile das altbekannte RG
59 Koaxkabel, denn es kann ohne Verstärkung bis 300 m Full-HD und bis 500m in
HD übertragen und eignet sich auch für die Übertragung der Steuerbefehle und
Audio. Der große Vorteil dieser HDVCI-Videotechnik: Sie können die alten
Videokabel verwenden, wenn Sie bereits eine alte Videoüberwachung installiert
hatten. Ein System-Kabel mit 5,5mm Durchmesser hat eine bessere Abschirmung als
ein 3 mm Kabel, was sich natürlich im Preis bemerkbar macht. Wer bei der
Montage spart, spart an der denkbar schlechtesten Stelle. Wenn Sie Ihren Arzt
im Preis drücken, können Sie ahnen was dabei herauskommt. Gute Arbeit hat immer
ihren Preis und dauert auch länger als Pfuscharbeit. Störungen im Videobild
sind zumeist auf eilige und somit schlampig oder billige Installationen z. B.
bei der Montage der Stecker zurückzuführen oder auf Einstrahlung von 230V oder
Starkstrom-Leitungen oder -Geräten. Zu Stromleitungen Immer genügen Abstand
gem. VDO halten. Funkübertragung oder WLAN–Kameras sollten Sie wie unter Punkt
3 bereits beschrieben, unbedingt vermeiden, da diese Videosignale immer gestört
werden können. Alle Einbrecher und professionellen Ladendiebe haben immer einen
„WLAN-Jammer“ dabei, mit dem Sie WLAN-Kameras außer Betrieb setzen können. Bei den
qualitativ sehr hochwertigen SDI-Kameras ist wegen der digitalen
Bildübertragung ausschließlich ein Koaxkabel mit 95 % Kupferanteil zu
verwenden.
Video/Koaxkabel RG 59
2-Draht/Telefonkabel
RG59 Koaxkabel für SDI-Kameras Glasfaserkabel
Steuer/Datenleitung LAN/RS-232 CAT 7
Video-Systemkabel (Video/Audio/12VDC)
9. Aufzeichnung
Bei
der Videoaufzeichnung können Sie entscheiden, ob Sie den Rekorder (DVR) lieber
mit der Maus (PC-Lösung) oder lieber mit einer Tastatur (Stand-Alone) bedienen.
Die Dauer der Bildspeicherung ist abhängig vom Zweck und muss bei einer
Speicherung von mehr als 2 Tagen genau begründet werden. Vermeiden sollten Sie
auf jeden Fall eine "Cloud-Abspeicherung". Die Idee, dass ein
Rekorder gestohlen werden kann ist irrelevant, da gemäß Datenschutz (technisch–organisatorische
Maßnahmen) Datenschutzfolgenabschätzung der Rekorder an einem sicheren Platz
untergebracht werden muss.
Stand-Alone DVR
Rekorder mit Texteinblendung
Rekorder auf PC-Basis
Rekorder (Kassen) – Datenverknüpfung
10. Digitalrekorder
Bei
Rekordern gibt es einige wesentliche Kriterien, die sich ebenfalls erheblich
auf den Endpreis der Videoanlage auswirken. Wichtig ist vor allem eine optimale
und möglichst intuitive Bedienung des Gerätes, sowie die Anbindung an ein
Netzwerk oder Internet mit der passenden App/Software für Smartphone, Tablet
oder Laptop. Wichtig ist auch, wie viele Bilder pro Sekunde werden aufgenommen
und bei der Wiedergabe gezeigt. Jeder Rekorder sollte mindestens 25 Bilder pro Sekunde auf jedem Kanal, auch
bei voller Belastung auf allen Videoeingängen machen. Bei 16 Kameras sollte der
Rekorder min. 32 MB gleichzeitig in Echtzeit (25Frames/Sec.) aufzeichnen können.
Wiedergabe in Echtzeit
Anzahl der Videoeingänge: 4 , 8,
16, 32
E-Mail Versand/ Popup bei
Alarmkriterien
Video-Motion Detektion,
Bewegungserkennung, Gesichtserkennung, Personenzählen
Ereignisgesteuerte Aufzeichnung,
Alarmeingänge/ Ausgänge,
Suchfunktionen nach Kamera Nr.
Zeit, Ereignis, Kassenstorno, Textdaten
Netzwerkanschluß, Internet,
Klient- Software, Smartphone-App
POS – Kassendaten oder
Daten-Schnittstelle für Alarm/Zutrittskontrolle oder Bus-Systeme
11. Skizze
Hilfreich zu guter Letzt, ist immer eine Skizze, in der die gewünschten Bildwinkel eingetragen werden können. Beschreiben Sie zusätzlich in wenigen Worten, wie Sie sich die Funktion der Video-Anlage vorstellen. Denken Sie noch an Datenschutz*, Betriebsrat, Sonneneinstrahlung, Wartungs- und Folge-kosten. Ein Schnäppchen kann sich im Nachhinein als recht teuer erweisen und viel Bußgeld seitens der Datenschutzbehörde kosten. (Aktuelles Beispiel MrWash) Ein gut geplantes Videosystem wird sich von alleine bezahlt machen. Je mehr Sie für eine Videoanlage investieren, desto mehr werden Sie einsparen, oder umso größer wird ihr Nutzen und Ihre Freude sein.
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