Warum Netzwerk-Kameras bei Videoüberwachung oftmals die falsche Wahl sind


11. Februar 2019
Immer mehr private Haushalte und Unternehmen rüsten das zu Hause oder die Firma mit Videoüberwachung aus. Viele Unternehmen und Neubauten sind mit Netzwerk-Leitungen ausgestattet, so dass es vermeintlich einfacher ist, die Videoüberwachung über Netzwerkkameras laufen zu lassen.
Was viele hier nicht beachten ist, dass die Netzwerkkameras permanent überprüft werden müssen, ob Updates vorhanden sind. Meistens wird dies aus Unwissenheit oder aus Bequemlichkeit aber vergessen durchzuführen und es entstehen relativ schnell gefährliche Sicherheitslücken. Und das obwohl die Kameras ja Sicherheit eigentlich bringen sollten.
Die großen Hersteller von IP-Kameras, wie AXIS, Mobotix und viele andere bieten zwar auch immer wieder Updates an, informieren aber auch den Kamera-Besitzer nicht automatisch, dass neue Sicherheitspatches eingespielt gehören.


 Hacker lieben leider auch Netzwerk-Kameras

So lange die IP-Netzwerkkameras nicht am Internet angeschlossen sind, passiert hier in der Regel nichts, außer man hat die Kameras über WLAN angebunden. Da aber oft die Kameras am normalen DSL-Router wie Fritz.box oder Speedport angebunden werden und der Anwender auch gerne vom Handy aus auf die Kameras zugreifen möchte, sind diese meistens eben doch am Internet angebunden.

Häufige Hacker-Angriffe auf Netzwerk-Kameras

Bereits 2016, 2017 (Zero-Day-Exploit) und 2018 gab es große Hacker-Angriffe, bei dem Millionen von Netzwerk-Kameras gehackt wurden und dort zum Beispiel Schadsoftware aufgespielt wurde. Die Schadsoftware wurde genutzt um von dort Angriffe auf interessante Ziele zu machen um deren Server lahmzulegen und dort wieder hacken zu können. Auch über Google oder Kamera-Suchmaschinen wie www.insecam.org zeigen, wie fahrlässig oftmals Kameras in privaten Haushalten öffentlich erreichbar sind. 

Verstöße in Punkto Datenschutz bei unsicheren Netzwerkkameras möglich

Vor allem bei Unternehmen ist seit der Einführung der DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) die Gefahr noch einmal größer als bei privaten Haushalten, da hier auch zusätzlich durch den Hacker-Angriff noch Verstöße nach der DSGVO auftreten könnten, die zu hohen Strafen von 4% vom letztjährigen Umsatz der Firma pro Verstoß führen können.

Alternativen für Netzwerkkameras sind gefragt – Koax-Kameras als praktische Lösung

Auch wenn es einfacher ist, auf die bestehende Netzwerk-Verkabelung zurückzugreifen, so sollte man sich doch Gedanken machen, ob man in der Lage ist, sich um die Updates bei Netzwerk-Kameras zu kümmern. Ist dies nicht der Fall, da man selbst das Fachwissen nicht hat oder keinen fest angestellten Administrator als Firma, so kommen als Alternative vor allem KOAX-Kameras in Betracht, für die es auch Zweidraht-Adapter gibt, um über das LAN-Netzwerk die Videobilder zum Recorder zu schicken.



Balun für CAT-Kabel

Netzwerk-Adapter für Koaxialübertragung. So können auch Kameras wie  AHD, CVI, TVI, HD-SDI oder EX-SDI über LAN-Kabel angeschlossen werden. Bedingung dazu ist eine direkte Verbindung der Kabel von der Kamera-Seite hin zum Recorder.

Noch besser wäre es, je nach Möglichkeit, einfach RG59 Koaxial Kamera-Leitungen neu zu verlegen. Bei Unternehmen, bei denen es abgehängte Decken, Kabeltrassen oder Kabelkanäle gibt, ist dies oftmals leichter möglich, als bei Privaten Wohnungen und Häusern. Aber auch hier gilt: „Nichts ist unmöglich“.

Klassische KOAX-Kameras gibt es auch hochauflösend

Die Koaxial-Kameras gibt es auch bis zu 8 Megapixel-Klasse, wobei höhere Bildauflösungen auch nicht immer die bessere Wahl sind. HD oder Full-HD reicht oftmals völlig aus. Schließlich bedeutet eine höhere Auflösung auch längere Suchzeit auf der Festplatte, da die Datenmengen gleich mal um ein vielfaches größer sind, die dann noch über schnellen Such-Rücklauf gefunden werden sollen.
Fazit: Netzwerk-Kameras können gefährliche Sicherheitslücken aufweisen, die durch den Einsatz von Koax-Kameras vermieden werden. Alternativ am besten die Netzwerk-Kameras gar nicht am Internet anschließen und nur intern betreiben. Beim Einsatz von Server kann auch eine zweite Netzwerkkarte mit einem anderen IP-Adressbereich bei den Kameras behilflich sein.



Der Redakteur Klaus Hamal ist Informationselektroniker-Meister